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Pestizid-Belastung 

Zwei neue Studien zeigen die Verbreitung von Pestizidbelastungen in der Bevölkerung:

 

https://www.goodfoodgoodfarming.eu/wp-content/uploads/2022/10/Pesticide-CheckUp-Report_FINAL.pdf

Studie eines NGO-Bündnisses: Ein Test von 350 Haar-Proben (auf freiwilliger Basis, also nicht-repräsentativ gesammelt) ergibt bei 23% der Proben aus Deutschland eine Pestizidbelastung. Allgemein ergibt sich eine Belasung bei 40% der Landbevölkerung und bei 21% der Bewohner von mittleren oder großen Städten.

Es ergeben sich wie erwartet Zusammenhänge mit der Distanz zu Feldern (positiv) und mit der Nutzung von Ökologisch angebauter Nahrung (negativ).

Das reproduktionstoxische (fortpflanzungsschädigene) und als endogener Disruptor (also hormonell wirksam) eingeschätzte Tebuconazol (das in der EU seit Jahrzehnten ersetzt werden sollte) ist in Deutschland in 9,2% der Proben nachgewiesen worden.

Problem bei solchen Haarstudien ist, dass es keine einfache Möglichkeit gibt, sie mit der Schädlichkeit der Belastung zu koppeln.

 

Um die praktische Bedeutung solcher Befunde zu beurteilen ist es ganz nützlich, in den Anhang dieser Studie zu schauen. Dort gibt es Empfehlungen zu praktischen Massnahmen:

- machen Sie sich kundig, wann die Spritzzeiten sind

- lassen Sie in diesen Zeiten die Türen und Fenster geschlossen

- gehen Sie ins Haus wenn Spritzaktivitäten beobachtet werden

- wischen Sie danach alle zugänglichen Flächen feucht ab

- schaffen Sie sich eine Belüftungsanlage vorzugsweise mit Partikelfilter und Aktivkohlefilter an

 

 

 

https://pan-germany.org/pestizide/massnahmen-zum-schutz-gefaehrdeter-bevoelkerungsgruppen-vor-pestizidbelastungen-reichen-nicht-aus/

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969722059137

 Eine wesentlich substanziellere Studie wurde zur Verfolgung der Belastung der Bevölkerung in Südtirol gemacht. Der exzessive Pestizideinsatz in Obstbaugebieten steht seit Langem in der Kritik. In Südtirol kommt noch hinzu, dass sich  Obstplantagen und normale Besiedelung enge Täler teilen. Behörden und Landwirte hören das nicht so gern, es kann schon mal zu SLAP-Klagen kommen - also den Versuch, die Kritiker mit exorbitanten Strafandrohungen mundtot zu machen (http://39du.r.mailjet.com/nl2/8rg6/5rm1o.html?m=AMMAAH07mWQAAchlYowAAAR9hC4AAAAAPRwAABG2AAt5nABfV5p0zsN5mDTVTZqAF-I1StUdXQALjkA&b=1fac0435&e=87617d05&x=SckoYTz9aW1nxxUq-i3jQcwVShtZNvE8yb0wGGux3Q4), die letzte wurde allerdings abgewiesen. Nachdem es 2019 eine Studie zu Pestizidbelastung auf Spielplätzen mit bedenklichen Resultaten gab hat jetzt eine weitere Studie die historischen Daten zu diesen Gebieten aufgearbeitet.

Es gab den Versuch, Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu treffen.

"Im Fall von Bozen-Südtirol hat die Regierung 2014 damit begonnen, zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor der Exposition gegenüber Pestiziden einzuführen. Dazu gehört eine 30-Meter-Pufferzone für Pestizide der Kategorie „hochgefährlich“ für Gesundheit und Umwelt, wenn sie in der Nähe von öffentlichen Flächen, die von Kindern und der Allgemeinheit besucht werden, zum Einsatz kommen. Nur bei zusätzlichen Schutzmaßnahmen (z. B. Barrieren in Form von Bäumen oder Hecken), kann der Abstand auf fünf oder zehn Meter Pufferzonen reduziert werden."

Die neue Studie zeigt anhand einer Auswertung von Grasproben auf öffentlichen Flächen, dass diese Massnahmen wirksam aber nicht ausreichend sind.

"Der prozentuale Anteil der Rückstände von Pestiziden, die als schädigend für die menschliche Fortpflanzung klassifiziert sind, ist deutlich gestiegen, und zwar von 21 % im Jahr 2014 auf 88 % im Jahr 2020. Der Prozentsatz der Rückstände von Pestiziden mit spezifischer Organtoxizität, stieg ebenfalls von 0 % im Jahr 2014 auf 21 % im Jahr 2020 [4].

Der Prozentsatz der Stoffe mit Potenzial zur Hormonschädigung (89 %) oder zur Verursachung von Krebs (45 %), blieb während des Untersuchungszeitraums unverändert.

Würden diese Konzentrationen von Pestizidrückständen in lokal angebauten Lebensmitteln gefunden, so lägen sie um ein Vielfaches über den Werten, die in der EU als sicher für den Verzehr gelten.

Der Prozentsatz der nachgewiesenen Pestizidrückstände mit akuter Toxizität für Honigbienen blieb während des gesamten Untersuchungszeitraums hoch."

 

B. Wille

 

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