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Zusammenfassung des Leopoldina-Seminars über Gene-Editing


Dies soll eigentlich mehr eine Anregung zum Selbst-Reinhören sein. Meine Zusammenfassungen sind natürlich tendenziös und strotzen von Übersetzungsfehlern -
Verbesserungsvorschläge erbeten. Ich bitte Denglisch etc.. zu entschuldigen.

 

Glossar:

GVO, GMO genetisch veränderte Organismen

SNP Punktmutationen, Veränderungen einer einzelnen DNA-Base

Insertion, Deletion Einschub bzw. Herausschneiden von DNA-Stücken



Ich habe den Teil über unterschiedliche rechtliche Regelungen noch nicht bearbeitet und eigentlich auch wenig Lust dazu. Evtl.. kommt noch ein Nachklapp dazu.
https://youtu.be/uqVPKfQiWe4
Der Vortrag über US-Regulation ist übrigens lohnend.

Programm: https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Veranstaltungen/Symposien/2020_10_01_Genome_Editing_EU_Programme.pdf


Leopoldina on Gene-Editing
https://www.youtube.com/watch?v=C5HMXBa42hQ&app=desktop

Session I: Scientific advice on rethinking EUs GMOs Regulatory Framework

11:20 – 11:23  Introduction by the moderator
Professor Justus Wesseler, Wageningen University and Research
11:23 – 11:35 Professor Matin Qaim, University of Göttingen Urgency to Overhaul EU’s GMO Regulation in the Context of Climate Change, Sustainable Agriculture and Economic Pressure
11:35 – 11:47 Professor Hans-Georg Dederer, University of Passau Scientific Recommendations by the German Science Academies and the German Research Foundatio

Diskutanden: G. Haug, K. Becker DFG, L. Franken Landwirtschaftsministerium
Quaim macht klar, dass bisher GMOs oft auf Herbizidresistenzen gehen, was hauptsächlich den großen Konzernen und der industriellen Landwirtschaft genützt hat und man die Frage von der Seite angehen sollte, welche Form von Landwirtschaft gebraucht wird.
Die neuen Techniken wie Gene editing sind günstiger und können zu Formen der Nutzung führen, die von normalem Saatgut ausgehen, 40 verschiedene Spezies betreffen (also Diversität versprechen) etc.
GMOs als inhärent riskanter führt zu öffentlicher Furcht und behindert die Entwicklung.

Dederer: Vorstellung der Leopoldina-Vorschläge, die bei ihm allerdings erheblich "zielgerichteter" rüberkommen als sie sich insgesamt lesen
Hauptstoßrichtung: die Verordnung so verändern, dass
-GMOs enger definiert werden (1)
-mehr Ausnahmen möglich sind (2)
zu (1): nur das ist eine genetische Modifikation was einen Einbau von gen. Material erfordert und nicht auf natürlichem Wege entstehen kann.
zu (2): mehr Techniken zulassen:
-Deletionen
-SNPs
-keine stabile Insertion
-Insertion, Inversion oder Translokation die in dieser oder eng verwandten Species sehr wahrscheinlich sind

Grundansatz: das Produkt soll zählen, nicht das Verfahren

2. Stoßrichtung: gänzlich neues Framework: Ausgehen von Risiken
-Merkmale als Trigger
-rechtliche Sicherheit durch einen Consulting-Prozess
-wissenschaftsbasiert
-regelmäßige Evaluation

Diskussion:
Quaim: Freigabe in der EU ist ein politischer Prozess (der zu Unsicherheiten führt, die selbst nach Afrika durchschlagen wo alles problematisch ist was in der EU nicht freigegeben wird).
Vorschläge, mehr nationale Freigaben zu ermöglichen werden eher kritisch gesehen.  Hinweis darauf, dass die deutsche Position z.B. oft wegen interner Gespaltenheit eher eine Enthaltung ist.
Es kommt der Hinweis, GMOs seien nötig um in der 2. Hälfte des Jahrhunderts 8-9 Milliarden Menschen zu ernähren.


Session 2 Role and Competitiveness of EU's R&D for sustainable Agriculture
Viola von Cramon-Taubadel MEP, European Parliament,Group of the Greens/European Free Alliance
Dr Wolfgang Burtscher, Director-General, European CommissionDirectorate-General for Agriculture and Rural Development
Dr Sabine Jülicher, Director, European Commission Directorate-Generalfor Health and Food Safety
Dr Petra Jorasch, Manager Plant Breeding Innovation Advocacy, Euroseeds
Pekka Pesonen, Secretary-General, Copa & Cogeca European Farmers’Associations
Professor Dirk Inzé, VIB-UGent Center for Plant Systems Biology
Maryline Fiaschi, Manging Dir. Science|Business  (Moderator)

V. von Cramon-Traubadel MEP, Grüne
hört zwar, dass GE besser für kleine Organisationen ist, möchte das aber gern an praktischen Beispielen demonstriert haben. Bislang dominiert der Eindruck, dass das nicht die Hauptstoßrichtung der Industrie ist. Betonung des Vorsorgeprinzips und des Beibehaltens der Kennzeichnung, auch in Hinblick auf Biobauern.
Dr. Sabine Jülicher Director Eu Comm DG SANTE
Es gibt eine Regulation, Detektionsfrage (angebliche nichtnachweisbarkeit) kann auch durch tracing gelöst werden wie Provinienzfragen. Gute Regulation sollte garantieren:
- Innovation
- Sicherheit
- Beitrag zur Sustainabiliaty
Dr. Wolfgang Burtscher:
es geht darum die Konsumenten von den Vorteilen der neuen Forschung zu überzeugen. Wenn damit weniger Düngung und weniger Pestizide möglich sind und resilientere und nachhaltigere Produktions möglich ist sollte sich das zeigen lassen.
Dr. Petra Jorasch:
Globale Industrie (Europa ist 20% vom Markt, 20% von allem Saatgut wird exportiert). 98% (von 62 antwortenden Firmen) haben internationale Produktion und Forschung. Es werden harmonisiere Regelungen gebraucht. Man muss sich am Produkt orientieren, nicht am Verfahren.
Pekka Pesonen:
Farm to Fork-Stragegie hervorgehoben. Neue Techniken sollten genutzt werden. Zur Zeit sind die angebotenen Strategien meist hochtechnologische Cocktails von industriellen Produkten.
Gene editing könnte Technologien wie Pestizide ersetzen, die nicht aufrecht zuhalten sind. Schon immer war 70% der Produktionszunahme an bessere Sorten gebunden.
Prof. Dirk Inzé:
listen to the scientist

Diskussion:
Cramon-Traubadel: die Industrie muss dem Bürger erklären was genau getan wird und auch Beispiele dafür zeigen was sie wie besser macht!
Jülicher: definieren wir eine "landing zone" zwischen Regulierung und Freigabe mit der die Industrie leben kann.
Burschtscher: es müssen alle Aspekte berücksichtigt werden, auch Wirkungen auf Biodiversität und ökologische Folgen
Jorasch: wir machen nur das was schon immer in der Züchtung gemacht wurde, wir werden nur effizienter. Wir haben aber noch keine guten Beispiele für die Möglichkeiten der neuen Technologien

Chat: Klagen von Bauern über Überregulierung und Abhängigkeiten, Frage ob Luxusproblem, Frage ob GE-Crops für biologische Landwirtschaft einsetzbar sind (da die z.B. mit den gleichen Herausforderungen durch Klimawandel, neue Schädlinge etc.. betroffen ist wie konventionelle LW.


Session 3 New agenda or new disputes
Moderators:
Professor Gerald Haug, President, German National Academy
of Sciences Leopoldina
Professor Axel Brakhage, Vice President, German Research Foundation

14:33 – 14:43 Pablo Orozco, LL.M, Cornell Alliance for Science
Biotechnology in Light of the Sustainable Development Goals
Vorgabe: 70% gesteigerte landwirtschaftl. Prod um 9 Mrd.. Menschen in 2050 ernähren zu können unter Bedingungen von climate change etc..
Möglichkeit, Hitze--, Überschwemmungs- und Salz- resistente Pflanzen zu schaffen, Stickstofffixierung einzubauen und Pestizid-Einsatz zu verringern
Beispiele zitiert: Hitzeresistente Tomaten (BMC Plant Biol. 19, 354 (2019), Knockout-Prozess, mit Argobact. tumefaciens transformierte Pflanzen. Einsatz (nicht belegt) in Chile. Genannt außerdem golden rice.
Benötigt wird ein "workable system with clear rules and standards". Ziel ist es, das ganze realisierbar zu machen für "public sector organisations" die komplizierte Freigabeprozesse nicht finanzieren können.

14:43 – 14:53 Dr Monika Messmer, Swiss FiBL Research Institute of Organic Agriculture
Impact of Future GMO Regulation Scenarios on the Organic Sector
7,7% Fläche in EU "organic", 7,7% Wachstum. Farm to Fork-Programm zielt auf 25% ab.
GMOs sind by definition verboten.
Forderungen an Zuchttechniken:
-Vorsorgeprinzips
-ethische Vorgaben (Genom nicht antasten)
- sozioökonomische Vorgaben z.B. was Abhängigkeit von Bauern von Lieferanten angeht
- Verbrauchererwartungen
Kriterien:
-Genom als unantastbare Einheit
- keine Zellfusion
- Rechte der Bauern respektieren
- keine natürlichen Kreuzungsgrenzen überschreiten
- offene Arten - frei von Produzentenrechten
- Transparenz
Positionspapieren von ECO-PB, IFOAM, BÖLW fordern Transparenz und Klarheit, GMO-labelling, keine Eingriffe unter Zell-Niveau
Hauptforderung: Freiheit der Wahl für Produzenten und Konsumenten
Augenblickliche Situation:
Bio-Sektor trägt die Kosten für Reinhaltung soweit noch möglich - es kann kein Bio-Mais mehr in Spanien angebaut werden
Szenario mit deutlicher Deregulation würde Kennzeichnung und Transparenz und Entwicklung neuer Detektionsverfahren erfordern und zu einer Erhöhung der Kosten führen.
Szenario mit Freigabe von GMOs führte zum Verlust der Glaubwürdigkeit des Bio-Sektors, Verlust der Wahlfreiheit, letztlich zu Verringerung bzw.. Zusammenbruch des Bio-Sektors.
Forderungen: Tracebility, Entwicklung des Bio-Sektors stärken, polluter Pays principle anwenden, genetische Ressourcen schützen,
Akzeptable Züchter und Tierrasse identifizieren, Zuchtformen für BIO-Sektor fördern BRESOV, ECOBREED, LIVESEED, Faire Behandlung von Patentrechten.


14:53 – 15:03 Professor Sabine Schlacke, University of Münster (at 4:25)
Application of the Precautionary Principle – the European vs.
the Anglo-American Approach - not present,  replacement: Prof Dederer for discussion
Short  Statement:
Vorsorgeprinzip heißt nicht Anwendung von Spekulationen statt Wissenschaft. Es kommt zur Anwendung wenn wissenschaftliche Unsicherheit besteht.
Die europäische Rechtsprechung erfordert gerade die Identifizierung von Risiken und deren umfassende Würdigung nach dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Vorsorgeprinzip erfordert nicht die schärfste und strengste Regulierung. Ein Papier der EU-Kommission von 2000 hält die Prinzipen fest:
1. Angemessenheit
2. keine Diskriminierung
3. Konsistenz
4. Berücksichtigung der Kosten von Aktion und nicht-Aktion
5. ständige Reevaluierung - also ein dynamisches System
Leider hat die europäische Rechtsprechung
- nicht die aktuelle Forschung berücksichtigt: wir machen seit 30 Jahren Genetic engineering und haben in der Zeit eine Menge Sicherheitsforschung gemacht. Dabei wurden keine Risiken dieser Techniken bekannt.
- Konsistenz wurde nicht angewandt weil man versucht auf den gleichen Organismus - ob konventionell oder als GMO entstanden - unterschiedliche Regularien anzuwenden.


15:03 – 15:13 Professor Alexandra-Maria Klein, University of Freiburg
Conservation of Biodiversity in Agricultural Landscapes without
Compromising Food Security
15:13 – 15:30 Discussion with Q&A from the audience
Abnahme der Biodiversität gesichert in Europa für Insekten und Vögel
Studien über Apfelanbau: europaweit wurde ein Rückgang auch bei "organischer" Bewirtschaftung um 50% trotz nachgewiesener positiver Effekte auf Fressfeinde etc. gefunden.
Positionspapier der Leopoldina:
-change GAP Agrarpolitik ändern
-Veränderung des Verhaltens der Gesellschaft - weniger Nahrungsmittelverschwendung
-landwirtschaftliche Märkte - Veränderung und Anwendung der Gesetze
-innovative Konzepte in industrieller und Bio-Landwirtschaftsministerium

Züchtung: Einbeziehen von "novel breeding techniques" (versus "advanced conventional breeding")- neuer Term nötig um das dem Verbraucher schmackhaft zu machen. Zur Risikoabschätzung gibt es nicht wirklich umfassende Forschung.
Es muss klar sein, dass das Einbringen von neuen Organismen (neuen Genotypen) in Ökosystem komplexe Folgen hat
Genetisch erzeugte Toxine haben Wirkungen nicht nur auf Zielorganismen
Solche Untersuchungen müssen ökologische Theorien für Risikoabschätzungen einbeziehen.
Es gibt aktuell in Nature Sustainability eine Reihe von neuen Untersuchungen (nicht genannt).
Literatur

Diskussion:
zu Messmer: warum zurückgehen auf Techniken von vor 80 Jahren, die auch Eingriffe ins Genom sind?
Geneditierung hier überschätzt: wir fokussieren uns auf eine einzige Technik während in der traditionellen Landwirtschaft viele Techniken existierten die funktioniert haben. Es besteht die Gefahr dass wir z.B. das Know-How zu klassischen Kreuzungen verlieren.
Typischer Ablauf für falsche Fokussierung: als Banane gibt es seit den 60ern eine Sorte, die irgendwann wegen Schädlingsproblemen durch "Cavendish" ersetzt wurde. Dies neue Einheitssorte hat wieder Probleme die jetzt durch Einsatz von CRISPR gelöst werden sollen. Der Fehler lag aber lange davor beim Einführen der Einheitskultur.
Organismen sind mehr als ihr Genom, sie sind in Beziehungen eingebunden über die wir mehr lernen müssen. Wir müssen frei bleiben zu entscheiden welche Techniken wir einsetzen wollen und welche ggf. nicht.
Dederer:
Nach welchem Zeitraum kann man von sicherer Anwendung einer Technik reden?
Das hängt offensichtlich von Vorwissen über Anwendungsgebiet aber auch von Frequenz der Anwendung ab.
Dederer/Klein:
Berücksichtigt das Leopoldina-Statement über Biodiversität die ökologischen Folgen ausreichend?
Mehr Forschung nötig, es gibt sehr wenig. Eventuell ist die schwarz/weiß - Trennung in konventionell vs. bio falsch. Vom Biodiveristätsgesichtspunkt gibt es da eher ein Kontinuum, oft hohe Biodiv. in konventioneller Landwirtschaft und umgekehrt.
Orozco: verweist nochmal auf die Rolle funktioneller Äquivalenz im Falle von Risikoabschätzungen und die Notwendigkeit sich aufs Produkt zu fokussieren
Klein: Könnte die geringere Produktivität von Bio-Landbau durch bessere Auswahl von Flächen ausgeglichen werden? Möglich.

Ich werde mich jetzt nicht durch die Details der rechtlichen Regelungen arbeiten. Ich schiebe ggf. noch etwas nach.


Session 4 | Part 1: Regulation of GEOs in the EU and Worldwide
It follows from the ECJ Judgment of 25 July 2018 in Case C-528/16 that GEOs are GMOs
within the meaning of, and governed by, Directive 2001/18/EC of the European Parliament
and of the Council of 12 March 2001. Therefore, GEOs are subject to the legal framework
applicable to GMO release, placing on the market, labelling and traceability. Having in
mind the EU’s major international trading partners and competitors, there is a tendency
to exempt certain GEOs from the rules applicable to GMOs. This applies, in particular, to
Argentina, Australia, Japan and the United States. In Canada, genome-edited seeds may
be subject to a product-based authorisation process if they result in “novel traits” of the
respective seeds. Therefore, the EU has to deal with asymmetric regulatory approaches
worldwide. This can set unjustifiable trade barriers, which can lead to so-called “trade
wars”. The session intends to explore similarities and differences in GMO regulation, having in mind international trade between the EU and its major trading partners.
12:30 – 12:35 Introduction by the moderator
Professor Piet van der Meer, Ghent University & Vrije Universiteit Brussel
12:35 – 12:45 Professor Lonneke Poort, Erasmus University Rotterdam & The Netherlands
Commission on Genetic Modification
GEO Regulation in the EU
12:45 – 12:55 Professor Karinne Ludlow, Monash University (GMT+10/CEST+8/AEST)
GEO Regulation in Australia
12:55 – 13:05 Professor Tetsuya Ishii, Hokkaido University (GMT+9/CEST+7/JST)
GEO in Japan: Past, Present and Future
13:05 – 13:30 Discussion with Q&A from the audience

Part 2:
Professor Hans-Georg Dederer, University of Passau (Moderator)
16:05 – 16:15 Professor Martin Lema, National University of Quilmes (GMT-3/CEST-5/ART)
GEO Regulation in Argentina
16:15 – 16:25 Professor Margaret Rosso Grossman, (GMT-5/CEST-7/CDT)
University of Illinois
GEO Regulation in the USA
16:25 – 16:35 Professor Stuart Smyth, University of Saskatchewan (GMT-6/CEST-8/CST)
GEO Regulation in Canada
16:35 – 17:00 Discussion with Q&A from the audience

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Bernd Wille, Sprecher BFA Ökotoxikologie und Umweltchemie

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