TFA in Wein - und überall

Wir hatten schon auf die Reproduktionstoxizität von Trifluoressigsäure hingewiesen:

https://www.nabu-bfa-oekotox.de/2024/06/20/ultra-kurzkettige-pfas-in-trinkwasserquellen-tfa-reproduktionstoxisch/

Nochmal das absehbare Ergebnis der Meldung deutscher Behörden an die ECHA:

(https://naturalrefrigerants.com/german-chemicals-office-plans-eu-proposal-linking-tfa-to-reproductive-toxicity/)

"Mit der Einreichung beginnt eine gesetzliche Frist von 18 Monaten, innerhalb derer der Ausschuss für Risikobeurteilung (RAC) der ECHA Beiträge erhält und der Europäischen Kommission eine Stellungnahme vorlegt. Die Kommission trifft innerhalb eines Jahres eine Entscheidung und veröffentlicht eine Aktualisierung der Einstufungen in einer "Anpassung an den technischen Fortschritt", woraufhin die neue Einstufung nach einer bestimmten Übergangsfrist (in der Regel 18 Monate) in Kraft tritt.""

also ändert sich für die nächsten Jahre erst mal nichts.

 

Es handelt sich nicht um ein beliebige Verbindung. TFA ist ein Abbauprodukt von fluorierten Medikamenten und Pestiziden, vor allem aber von F-Gasen, die eingesetzt werden um in Klimaanlagen und Wärmepumpen etc. die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe zu ersetzen. Diese wurden verboten weil sie die Ozonschicht schädigen.

TFA kann mit normalen Mitteln nicht aus Wasser entfernt werden und wird in der Natur nicht abgebaut. Was wir jetzt in unseren Gewässern finden wird dort bleiben und die Konzentrationen werden absehbar zunehmen.

 

Das UBA hat einen Grenzwert für die Belastung mit TFA aufgrund von Leberschädigungen in Ratten abgeleitet.

Es ergaben sich 60µg/l, der Grenzwert für Pflanzenschutzmittel und relvante Metaboliten liegt bei 10 µg/l, das UBA verweist darauf, dass dieser Wert anzustreben ist.

(https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/dokumente/ableitung_eines_gesundheitlichen_leitwertes_fuer_trifluoressigsaeure_fuer_uba-homepage.pdf)

 

Laut deutschem UBA sind PFAS-Pestizide für 76 % des TFA-Eintrags in das Grundwasser verantwortlich, gefolgt von Niederschlägen (hauptsächlich aus F-Gasen) mit 17 % sowie Kläranlagen und Gülle mit jeweils 3 %. Zudem können hoch belastete Hotspots auch durch direkte industrielle Emissionen entstehen.

(https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/102_2023_texte_tfa.pdf)

 

Das Pesticide Action Network hat jetzt die Belastung von Weinen untersucht. Man stellte  einen explosionsartigen Anstieg der Belastung in den letzten 10 Jahren fest:

"Zwischen 1988 und 2010 ist ein moderater Anstieg der TFA-Konzentrationen von 13 μg/L auf 21 μg/l erkennbar. Von 2010 bis 2015 nahm die Belastung deutlich auf 40 μg/l zu und stieg seither noch steiler an – bis auf einen Mittelwert von 122 μg/l."

https://pan-germany.org/download/pan-studie-zu-tfa-gehalten-in-europaeischem-wein-dt-fassung/

 

In Grundwasser finden sich bereits heute (siehe unten*) Belastungen bis in den Bereich 1-10 µg/l. Da diese Belastungen ansteigen werden haben wir es mit einem unaufhaltsam auf uns zukommenden Problem zu tun.

Einzige mögliche Gegenmaßnahmen sind das schnellstmögliche  Verbot von fluorierten Pestiziden und von F-Gasen. In beiden Fällen lassen sich Ersatzsubstanzen finden. Es gibt dazu einen ausfürlichen Bericht mit ausgearbeiteten Handlungsempfehlungen vom Umweltbundesamt(https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/102_2023_texte_tfa.pdf).

 

Bernd Wille

 

 

 

 

Neuere Wissenschaftliche Untersuchungen:

The Global Threat from the Irreversible Accumulation of
Trifluoroacetic Acid (TFA)
Hans Peter H. Arp,*,§ Andrea Gredelj,§ Juliane Glüge, Martin Scheringer, and Ian T. Cousins
 Environ. Sci. Technol. 2024, 58, 19925−19935

https://doi.org/10.1021/acs.est.4c06189

 

Environmental Occurrence andBiotic Concentrations ofUltrashortChain Perfluoroalkyl Acids: Overlooked Global Organofluorine Contaminants Yue Zhi,* Xiongwei Lu, Gabriel Munoz, Leo W. Y.Yeung, Amila O.De Silva, Shilai Hao, Huan He, Yonghui Jia, Christopher P.Higgins, and Chuhui Zhang*

 https://doi.org/10.1021/acs.est.4c04453

 

 

*Grund- und Oberflächenwasser:

PAN-Studie Wasser:

https://www.global2000.at/sites/global/files/TFAinTrinkwasser_Report_Final_DE.pdf

Insgesamt wurde TFA in 34 von 36 Leitungswasserproben nachgewiesen. Zwei der Leitungswasserproben stammten aus privaten Hausbrunnen (beide aus Österreich), während die übrigen 34 Proben aus Wasserentnahmestellen stammten, die an ein öffentliches Trinkwassernetz angeschlossen sind. Die TFA-Werte reichten von "nicht nachweisbar" (< 20 ng/L) bis 4.100 ng/L, mit einem Durchschnitt von 740 ng/L.

 

 Review Trifluoroacetic Acid: Toxicity, Sources, Sinks and Future Prospects Maria de los Angeles Garavagno 1, Rayne Holland 1, Md Anwar Hossain Khan 1 , Andrew J. Orr-Ewing 1 and Dudley E. Shallcross 1,2,*

Sustainability 2024, 16, 2382. https://doi.org/10.3390/su16062382:

Similarly, TFA is reportedly the most abundant PFAS in both untreated water and drinking water in the Netherlands, with median concentrations ranging between 33.56 and 1104.6 ng L−1 [176]. The authors of this study suggest groundwater protection to protect drinking water from contamination.

 

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